Pulverfass Iran: Wohin treibt der Gottesstaat ?


Kamran Safiarian

Habe mir gestern dieses Buch gekauft und schon ein wenig darin geschmöckert. Musste schon feststellen, dass beim Autor (Kamran Safiarian) nicht sehr grossen Optimismus, was die Grüne Bewegung anbelangt, herrscht. Das Problem ist, seiner Meinung nach, die Religion, die sehr stark im Land verwurzelt ist. Da die herrschenden „Tyrannen“ sich von „Gott“ berufen fühlen und im seinem Sinne agieren, können die Menschen sie nicht abweisen, denn sonst würden sie sich selbst gegen ihren Allmächtigen stellen.

Das ist das eigentliche Dilemma.

 

Der Iran ist ein facettenreiches und komplexes und bisweilen widersprüchliches und paradoxes Land. Im Iran gibt es immer beide Extreme – Diktatur und Demokratie, Tradition und Moderne, Religiöse Hardliner wie Säkulare, Regimetreue und Demokraten. Vieles erscheint widersprüchlich, der Spagat zwischen Tradition und Moderne bringt zerrissene Persönlichkeiten mit sich. Den Iran kennzeichnet nach außen ein Präsident, der den Holocaust leugnet und für Atomrüstung und Unterdrückung steht. Kamran Safiarian zeigt das andere Gesicht des Gottesstaates und revidiert das durch Vorurteile geprägte Iran-Bild. Er präsentiert den Lesern unvermutete und oft überraschend Facetten einer verschleierten und verschlossenen Gesellschaft. Die Darstellung dieser kaum bekannten Seite des Iran ist verflochten mit politischen Analysen und historischen Hintergrundskizzen. Ein aktuelles und ungeschöntes, aber auch jenseits der gängigen Vorurteile, Klischees und Muster liegendes Bild vom heutigen Iran.

Tagebuch der arabischen Revolution


Monatelang hat Karim El-Gawhary fast nonstop vom Aufstand in der arabischen Welt berichtet: in Facebook-Postings, Twitter-Tweets, in seinem Blog, in Zeitungsreportagen und natürlich im TV.

In dieser Zeit ist er zum Gesicht der arabischen Revolution im ORF geworden. Sein Buch ist ein Zeitdokument der besonderen Art, der Leser wird noch einmal hautnah auf eine Reise mitgenommen: zu den Vorboten der Revolution, dem ersten Aufflammen in Tunesien, den Tagen des Zorns auf dem Tahrir-Platz und dem Kampf der libyschen Rebellen um Freiheit und Würde. Das Buch schließt mit den Monaten nach der Revolution in Ägypten, wo sich entscheiden wird, ob der demokratische Neubeginn in der arabischen Welt Bestand haben kann.

Iran: Bilder der Revolution


Während der Proteste gegen die gefälschten Wahlen vom 16. Juni 2009 im Iran verschwindet der junge Mann Mehdi spurlos. Seine Mutter und sein Bruder ein Blogger machen sich auf eine verzweifelte Suche nach ihm: im Internet, in den Krankenhäusern, in den Gefängnissen und auf den Friedhöfen der Islamischen Republik. Sie geben die Hoffnung nicht auf und versuchen, die Erinnerung an den verlorenen Sohn und Bruder wachzuhalten. Dabei kämpfen sie mutig gegen die Institutionen, um die Wahrheit zu erfahren, und stoßen auf eine dunkle Welt des Grauens. Die fiktive Geschichte um Mehdi ist exemplarisch für das Schicksal vieler Iraner und schildert eindringlich die politische Situation des Landes.

                                                                         Ausführliche Beschreibung

 

 

Bildausschnitt des Buches

 

Iran im Umbruch


(hpd) In der Schriftenreihe der „Soziologischen Diskurse“ der Universität Hannover legt Dawud Gholamasad hier eine soziologische Studie vor, die sich mit der Situation des Iran seit der sogenannten „islamischen Revolution“ befasst. Das Buch ist nicht leicht zu lesen und doch ein Gewinn.

Ich habe dem Begriff „islamische Revolution“ bewusst das Wort „sogenannt“ vorangestellt. Denn nach meiner Sicht ist eine Revolution immer etwas Vorwärtsgerichtetes. Die „islamische Revolution“ des Ajatollah Chomeini war dies jedoch in keinem Falle.

In genau diesem Sinne argumentiert der Autor auch. Er gab der vorliegenden Arbeit den Untertitel „Von der Liebe zum Toten zur Liebe zum Leben“. Gholamasad beschreibt die Lebensauffassung, die im klerikalen System in Iran vorherrscht, als lebensfeindlich, pessimistisch geprägt und den Tod verherrlichend. Dem gegenüber steht das, was vorrangig die Jugend des Landes im letzten Jahr auf die Straße brachte: ein lautes „Ja“ zum Leben.

Diesem Wandel von einer erstarrten, toten (nekrophilen) Gesellschaft in eine quicklebendige (biophile) spürt Gholamasad in seinem Buch nach. Ganz im Sinne Erich Fromms zeigt er auf, welche tatsächlich revolutionäre Phase im Jahr 1979 dazu führte, dass das Regime des Schahs abgelöst wurde und durch ein anderes, sich schnell als ebenso unterdrückerisches erweisendes, ersetzt wurde.
Ich meine, dass dieser extreme Wandel der verlorenen Hoffnungen und des kurz darauf beginnenden Krieges mit dem Irak die Bevölkerung regelrecht in eine Schockstarre versetze, von der sie sich jetzt erst langsam erholt. Und nun dagegen aufbegehrt.

Dawud Gholamasad gelingt – meiner Meinung nach – auf der soziologischen und psychologischen Ebene das Denken und Fühlen einer ganzen Generation nachvollziehbar zu machen. Unter der Maßgabe, dass der Iran die weltweit jüngste Bevölkerung hat – das Durchschnittsalter liegt bei 30 Jahren – und zudem eine gut ausgebildete, erklärt sich, dass diese junge Gesellschaft gegen die alten Maßgaben und Machthaber revoltieren muss. Es ist unmöglich – und es wird immer unmöglicher – dass einige wenige, der Macht und der Religion Verhafteten, über das intime Leben der großen Mehrheit der Bevölkerung bestimmen.
Im Vergleich mit den sehr aktuellen Ereignissen in Tunesien zeigt sich, dass Wandel und Wechsel manchmal sehr schnell gehen können. Dieser gesellschaftliche Wandel ist in Iran so (noch) nicht erfolgt. Die Bewegung nach den Wahlen zeigt aber, dass das Potential dafür vorhanden ist.

Der Autor versucht, eine historische Erklärung dafür zu finden, weshalb die „grüne Bewegung“ noch nicht erreichen konnte, wofür sie steht. „Deswegen strebt die … ‚grüne Bewegung‘ mit der Demokratisierung Irans und der Etablierung der Menschenrechte die einzige innen- und außenpolitische Lösung des Problems an, d.h. Die Überwindung der nekrophilen Tendenzen der ‚Islamischen Republik‘.“ (Seite 90) Dabei bleibt er jedoch optimistisch, wenn er zum Beispiel darüber schreibt, dass die öffentlichen Hinrichtungen als Zeichen der De-Zivilisierung der Macht zu werten sind und das Entstehens der vielen Menschenrechtsorganisationen in Iran als Gegenbewegung dazu. Er setzt das in größere Massstäbe, wenn er schreibt, dass die gewaltlosen Protestaktionen der Bevölkerung gegen die Menschenrechtsverletzungen auch als Potential begriffen werden kann, „eine weitgehende Humanisierung des Nahem und Mittleren Ostens auszulösen“ (Seite 77).

Das kleine Buch ist meiner Meinung nach eines der Wichtigsten, die zum Verständnis beitragen können, was in den letzten eineinhalb Jahren in Iran geschah. Auch wenn es nicht einfach zu lesen ist – es sei denn, man ist Soziologe – es ist ein großer Gewinn.

Nachsatz: Üblicherweise markiere ich mir in Büchern immer die Stellen, auf die ich innerhalb der Rezensionen hinweisen möchte. Das ist bei diesem Buch so gut wie unmöglich. Es sei denn, ich würde ein gutes Drittel des Buches als Zitat hier anbringen.

F.N.
Irans neuer Umbruch (Von der Liebe zum Toten zur Liebe zum Leben), ecce-Verlag 2010, ISBN 978-3-9813978-0-2, 9,90 Euro.

Quelle

Iran – Das Land der verlorenen Schreie


Mohammad Moshiri, ein im Exil in Berlin lebender Schriftsteller und Menschenrechtsaktivist, schreibt in seinem Roman ein schweres Schicksal eines jungen politischen Flüchtlings aus dem Iran. Moshiri schildert in seinem bewegenden Roman auf Tatsachen, deshalb wirkt den Lesern sehr beruhend. Zwei Jahre vor der Rückkehr Khomeinis aus dem Exil geboren, wächst Mohssen in der Teheraner Mittelschicht auf. Seine Familie besitzt einen Supermarkt und erlebt die Islamische Revolution nicht als einschneidende Veränderung. Es scheint zunächst so, als werde nur das öffentliche Leben eingeschränkt, die Familie aber beleibe davon unberührt. Eine besonders innige Beziehung verbindet Mohssen mit seiner Zwillingsschwester Modjdeh, die wesentlich kämpferischer als er für ihre Rechte únd Frauenrechte eintritt. Als eine Studentin als Modjdeh bei den politischen Auseinandersetzungen 1999 ins Visier des Mullahsregimes gerät, beschließt Modjdeh nach Ausland zu fliehen und Mohssen geht mit ihr. Dabei fallen sie jedoch Verbrechen in die Hände, die sie nach der Überquerung der türkischen Grenze betäuben und Modjdeh entführen, um sie als Prostituierte zu verkaufen. Mohssen versucht nun verzweifelt, seine Schwester in der Grenzregion und später in Istanbul wiederzufinden. Dabei lernt er mehrere Landsleute kennen und gewinnt zunehmend Einblick in die Strukturen der Organisierten Kriminalität. Modjdeh fand er nicht und kommt schließlich nach Deutschland. Er wurde als politischer Flüchtling anerkannt, entschied sich dann aber, den politischen Kampf seiner Schwester fortzuführen und ist dazu in den Iran zurückgekehrt. Eingebettet ist diese Erzählung in eine Rahmenhandlung, in der der Ich-Erzähler Mohssen kennengelernt hatte und die ein Schlaglicht auf die Behandlung Asylsuchender in Deutschland warf. Zugleich beleuchtet der Text die Situation im Iran auch durch die Biografien der Iranerinnen und Iraner, denen Mohssen begegnet hatte.

Mauer Verlag

Twitter-Revolution im Iran


Das hat die Welt bewegt: Die junge iranische Opposition nutzte die Internetportale Twitter und YouTube, um trotz aller Versuche des Regimes, jegliche Kommunikation zu unterbinden, die Protestbewegung im Land zu koordinieren und die weltweite Öffentlichkeit über die Missstände im eigenen Land zu informieren. Eine solche virtuell unterstützte Revolution hat es wohl noch nie gegeben. In diesem Flashbook erhalten Sie blitzartig einen Überblick über die politische Situation im Iran, das Regime unter Ahmadinedschad, die Präsidentschaftswahlen, die blutige Unterdrückung der anschließenden Proteste, die Reformbewegung und deren clevere Nutzung moderner elektronischer Hilfsmittel zur Stärkung des Protests.

Ein ungefilteter Blick in die iranische Gesellschaft


Parsua Bashi
BRIEFE AUS TEHERAN

Aus dem Persischen von Susanne Baghestani
Coverfoto: Pietro Masturzo
Klappenbroschur, 206 Seiten
Format 12,5 x 20,5 cm

ISBN: 978-3-0369-5275-8

18.90 €, 28.90 CHF

Islamische Republik, Gottesstaat, Atommacht – im Westen kennt man den Iran vornehmlich unter Schlagwörtern. Doch dieses widersprüchliche Land ist mehr als politische Unterdrückung, Rückständigkeit und Fanatismus. Das Selbstverständnis der heutigen Iraner ist weltoffen, modern und aufgeschlossen. Die jungen Frauen kommen der Kopftuchpflicht mit ironischer Distanz und modischem Selbstbewusstsein nach. Das Bildungsniveau ist – zumindest in den Städten – hoch. Eine wissbegierige Jugend rappt auf Persisch, geht auf Partys und ist nicht zuletzt bereit, für ihre Rechte zu kämpfen, wie durch die Proteste gegen die Präsidentschaftswahl im Juni 2009 auf eindrückliche Weise sichtbar wurde.
Parsua Bashi berichtet jenseits politischer Vorurteile und westlicher Klischees vom täglichen Leben in Teheran zwischen Unterdrückung und Freiheit, erzählt von Hoffnung, Angst und einem unbeugsamen Willen zur Veränderung.
 
Moechte mich fuer den  Hinweis dieses Buches sehr herzlich bei Hafez bedanken

Der andere Iran


Der andere Iran: Geschichte und Kultur von 1900 bis zur Gegenwart von Payman Jafari

Kurzbeschreibung

Iran ist anders, liberaler und weltoffener, als wir oft denken, und die demokratischen Kräfte haben immer wieder die Oberhand gewonnen. Das zeigt der in den Niederlanden lebende junge Exil-Iraner Peyman Jafari in seiner eindrucksvollen Einführung in die jüngste iranische Geschichte.Der Iran ist ein tief gespaltenes Land. Ahmadineschad steht für die beängstigende Seite, für Fundamentalismus, Atomrüstung und Unterdrückung. Auf der anderen Seite ist der Iran bis in die geistliche Führung hinein ein demokratisches und aufgeklärtes Land. Das zeigt nicht zuletzt die ‚Grüne Bewegung‘ gegen Ahmadineschad. Diesem modernen, aber nicht unbedingt westlichen Iran geht Peyman Jafari in historischer Perspektive nach. Er zeigt, wie sich seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts demokratische Revolutionen und Diktaturen abgelöst haben, und beschreibt die kulturellen, wirtschaftlichen und außenpolitischen Faktoren dieses Auf und Ab. Das Land steht gegenwärtig vor einer erneuten dramatischen Zuspitzung des Konflikts. Peyman Jafaris hochaktuelles Buch lässt uns den unheimlichen, aber eben auch den anderen Iran besser verstehen.

Über den Autor

Peyman Jafari, geb. 1976 im Iran, lebt seit zwanzig Jahren im niederländischen Exil. Er ist Politikwissenschaftler, arbeitet am International Institute for Social History in Amsterdam und schreibt für große Zeitungen und Zeitschriften in den Niederlanden.

Sehnsucht nach Freiheit …


… – Aufstieg der Demokratiebewegung im Iran (Payman Javaher-Haghighi, unrast Verlag

Nach der manipulierten Präsidentenwahl im Juni 2009 stand der Iran für einige Wochen erneut im Mittelpunkt der Weltöffentlichkeit. Diesmal ging es aber weder um das Atomprogramm des iranischen Regimes noch um die Infragestellung des Holocaust durch Ahmadinedschad. Diesmal wurde der Iran mit Abertausenden tapferen Frauen und Männern assoziiert, die unter Einsatz ihres Lebens für Freiheit und Demokratie demonstrierten. Die Proteste waren aber nur ein Hohepunkt einer traditionsreichen Demokratiebewegung, die nach wie vor überall im Lande präsent ist.
Die Demokratiebewegung im Iran stellt der Schwerpunkt dieses Buches dar. Durch eine Fülle von Informationen werden einerseits die Entwicklung dieser Bewegung und andererseits das repressive politische System analysiert. Außerdem wird die Iranpolitik der USA und EU unter die Lupe genommen. Aktuelle Medienthemen, wie die iranische Außenpolitik oder der Atomstreit lassen sich differenzierter in einem anderen Licht betrachten. Dabei geht es stets um eine kritische Darstellung der gesellschaftlichen Verhältnisse und der politischen Strukturen im Iran.

www.unrast.com/unrast,2,349,4.html

Erscheint vorausichtlich im November 2010